Ein Liter auf 1000 Kilometer?
Warum aber
gestatten Autohersteller ihren Fahrzeugen dann wesentlich höhere
ölverbräuche? Die Antwort ist relativ einfach: Um Reklamationen
vorzubeugen! Denn während der Einlaufzeit eines Motors kann der Ölkonsum
vorübergehend ansteigen. Das legt sich bald wieder. Wann, ist abhängig
von Motor und Fahrstil. Wer die Einfahrphase mit Vollgas absolviert, hat
den Motor zwar schneller frei gefahren, muss aber womöglich auf Dauer
mit einem höheren Ölverbrauch leben. Wer aber nur in der Stadt
herumschleicht, hat seinen Motor auch nach 20000 Kilometern noch nicht
eingefahren. Im Normalfall jedoch sollten sich die Kolbenringe - sie
sind der Schlüssel zum Ölverbrauch - nach 3000 bis 7000 Kilometern
eingeschliffen haben.
Dann hat sich auch der Ölverbrauch
eingependelt. Auf welchen absoluten Wert, ist abhängig von Motorgröße
und -bauart. Turbos - auch Diesel
- benötigen stets ein Tröpfchen mehr als nicht aufgeladene Motoren.
Einfach weil das Öl durch die Abdichtung der Laderwelle kriecht.
Ausnahme von dieser Regel: Der Smart
mit seinem 600-Kubik-Turbozwerg absolvierte seinen 50.000-km-Dauertest
ohne einen Tropfen Nachfüll-Öl. Aber ein Smart hat auch nur drei
Zylinder - und damit weniger Kolben nebst Kolbenringen, an denen sich Öl
vorbeimogeln kann. Ein Vierzylinder dürfte schon deshalb 33 Prozent mehr öl verbrauchen, von einem V12 ganz zu schweigen.
Aber
die Praxis sieht anders aus: Die Ringbestückung der Kolben hat einen
größeren Einfluss als die Zylinderzahl. Und sie unterliegt einem
Zielkonflikt: Denn stramme Kolbenringe verringern zwar den ölverbrauch,
erhöhen aber die Reibung an der Zylinderwand. Und Reibungsverluste
kosten Kraftstoff.
Ringe mit geringerer Spannung dagegen gleiten leicht durch den
Zylinder, lassen aber mehr Öl durch. Welcher Kompromiss letztlich zum
Einsatz kommt, ist Geheimnis der Konstrukteure. Aber ein zulässiger
Ölverbrauch von einem Liter ist heute nicht mehr praxisgerecht. Hier
sollten die Autohersteller realistische Werte nennen, denn ein Motor mit
einem solchen Ölkonsum ist in Wahrheit längst hinüber.